Happy End für Ben
Ben hatte es nicht immer einfach in seinem Leben. Wie genau es begann, wissen wir nicht. Aber er sollte fast die Hälfte seines Lebens bei uns im Little Souls Home verbringen, ohne dass sich Interessenten für den freundlichen Kerl fanden. Drei lange Winter und Sommer verbrachte er auf wenigen Quadratmetern und bei jedem unserer Besuche gab er sich so viel Mühe. Es wurde geschmust, in die Kamera gelächelt und gehofft, doch nichts tat sich.
Aber, es kann ja nicht immer regnen und dann, einestages, war es soweit. Es hatte sich eine Pflegestelle für Ben gefunden, die bereit war, ihm den Sprung in ein neues Leben zu ermöglichen. Somit durfte er sich Ende Mai 2021 endlich auf die lange Reise machen, wie schon so viele seiner ehemaligen Zwingergenossen vor ihm.
Auf seiner Pflegestelle angekommen war natürlich alles sehr ungewohnt und aufregend, aber wie schon im Shelter zeigte er sich auch jetzt als freundlicher, lieber Zeitgenosse, der sich gerne kraulen lässt. Dort lebte er mit vielen Artgenossen zusammen und auch, wenn er sich mit ihnen gut verstand, merkte man, dass er als Einzelprinz doch glücklicher wäre. Das ist ein großer Vorteil bei einer Pflegestelle, dass man bei den passenden Adoptanten genau auf die Dinge, die sich nach der Ankunft zeigen, achten kann. Auch fremde Männer verunsicherten ihn, weshalb klar war, dass diese sich besonders Mühe geben müssen, um sein Vertrauen zu gewinnen.
Also hieß es nun, den passenden Deckel für diesen tollen Topf zu finden.
Nachdem es mit einer Adoption beim örtlichen Tierheim nicht klappte, wurde über Bekannte Kontakt zu einer Pflegestelle aufgenommen. Einen Junghund wünschten sie sich, der die Übergangszeit bis zum Urlaub dort verbringen sollte. Als also beim Treffen eigentlich nur das zwischenmenschliche Verhältnis betrachtet werden sollte, hatten alle die Rechnung ohne Ben gemacht. Er verliebte sich sofort und wich dem Besuch kaum von der Seite. Sogar der Bauch durfte gekrault werden und die Chemie stimmte sofort. Ja gut, zwischen ihm und einem Junghund lagen etwa 7 Jahre, aber man ist schließlich nur so alt, wie man sich anfühlt. Und somit stand nach wenigen Tagen fest – Ben gehört zu uns!
Da der Job noch ein wenig im Weg stand, blieb er erst noch bei der Pflegestelle, wo seine künftige Familie ihn aber jede Woche besuchte und somit ganz langsam eine Beziehung zu ihm aufbauen konnte. Später kam er immer für ein paar Stunden mit zu ihnen nach Hause, jedoch war das Autofahren nicht so sein Ding. Irgendwann kam dann der große Tag und Ben durfte ein letztes mal seine Koffer packen.
Endlich ein eigenes Zuhause… ob er sich nach der langen Zeit im Shelter noch getraut hat, davon zu träumen?
Trotz, dass sich alle schon kannten, musste er auch in seinem neuen Zuhause erstmal ankommen. Er hat viel vor dem Schlafzimmer geschlafen und das Alleine bleiben war nicht von Anfang an sein Ding. Auch sein Herrchen wurde hin und wieder mal angebellt, was sich aber mittlerweile gelegt hat und auch der Postbote ist nicht mehr der Erzfeind, der er vorher war.
Wie es sich gehört, besucht Ben auch die Hundeschule. Ausdauer hat er wie ein Eis in der Sonne und spätestens nach der dritten Widerholung von Aufgaben möchte er doch lieber wieder ins Auto. Da würde er dann gerne warten, bis seine Menschen mit den Übungen fertig sind und alles gelernt haben.
Jaja, so schnell kann man seine Meinung ändern. Das Mitfahren im Auto ist mittlerweile eines seiner größten Hobbies und auch das Alleine bleiben, was er anfangs nicht so toll fand, findet er mittlerweile prima. So gut, dass seine Familie manchmal das Gefühl hat, er wünscht sich, dass sie endlich zur Arbeit gehen.
Dann kann er nämlich einer weiteren Lieblingsbeschäftigung, dem Schlafen, nachgehen. Trotzdem freut er sich auch, wenn seine Menschen zurück kommen. Auch Fressen, andere Hunde anbellen, kraulen, gebürstet werden und Mäuse jagen gehören zu seinen Hobbies. Auf Spielzeug, Staubsauger, Gewitter und dieses lästige Abtrocknen nach einem Spaziergang im Regen kann er hingegen komplett verzichten.
Natürlich ist er aber keine reine Couch-Potato, denn wenn es ans Toben geht, ist er im Herzen eben doch ein Junghund. Da kann Herrchen auch mal fast die Schulter ausgekugelt werden oder Frauchen beinahe umgerannt, jeder muss Opfer bringen in einer Beziehung. Solange man sich nachher wieder an Frauchen kuscheln kann, egal ob man sich dafür in die kleinste Ritze quetschen muss oder nach spektakulären Drifting-Stunts noch was Leckeres abstauben kann, Ben ist zufrieden. Genauso, wenn gekocht wird. Da ist die Küche sein Reich und um das Fitnesslevel aufrecht zu halten, passt er auf, dass immer alle schön um ihn herum laufen müssen.
Nicht gesucht, aber gefunden! Geier-Willy, Stinker, Dicki, Im-Weg-Lieger-Hund… Spitznamen hat er sich in seiner Zeit viele erarbeitet. Aber noch mehr hat er sich in die Herzen seiner Familie geschlichen. Zufriedenheit auf allen Seiten, die man sehen kann. Danke, dass ihr für ihn sein „Alles“ seid.