Happy End für Hugo
Hugo gehörte zu den armen Mäusen, die von den Hundefängern der Stadt Bârlad eingefangen und ins Public Shelter gebracht wurden. Die Zustände, die dort herrschen, wünscht man keinem und doch musste der kleine Kerl eine Weile ausharren, bis er im März 2020 endlich zu uns ins Little Souls Home ziehen konnte. Jetzt hatte er immerhin die Möglichkeit, einen neuen Wirkungskreis zu finden, denn der damals etwa ein Jahr alte Rüde wollte nicht noch mehr Zeit verschwenden. Und er hatte Glück – bereits nach einem Monat durfte er zu seiner Pflegestelle ins schöne Niedersachsen ziehen.
Dort angekommen war natürlich erstmal alles neu und aufregend, doch der tapfere Kerl hat sich von Beginn an super eingelebt und zeigte sich absoult unkompliziert. Egal ob andere Hunde, Katzen, Pferde, Treppen, alleine bleiben mit den anderen Hunden der Familie – es gab nicht viel, was Hugo erschüttern konnte. Lediglich fremde Männer waren für ihn noch gruselig, aber auch hier waren alle sicher, dass sich das bald legen würde.
Auch die Demodikose, an der er zu seiner Zeit als Straßenhund erkrankte, wurde hier durch die gute Pflege in Windeseile besser, denn solche Leiden sind im Shelter nur schwer zu kurieren. Nun war er absolut bereit, den letzten Schritt zu gehen und in sein eigenes Für-immer-Zuhause zu ziehen.
Mit Hunden groß geworden fehlte nach dem Auszug aus dem Elternhaus schon seit Jahren ein Vierbeiner in ihrem Leben. Der Wunsch ließ nie nach und es blieb immer das Gefühl der Unvollständigkeit. Auch, wenn ihr Lebensgefährte ohne Tiere aufgewachsen ist, war die Offenheit dem gegenüber da und der Umgang mit Tieren immer sehr herzlich. Doch die Vernunft siegte, denn aufgrund der Schichtarbeitszeiten wäre man keinem Hund gerecht geworden und so blieb es lange nicht nur ein Traum, sondern auch ein wirkliches Ziel. Als sie 2019 durch Zufall aus der Schichtarbeit raus und in einen geregelten Tagesablauf kam, war es einen Schritt weiter in die richtige Richtung. Nachdem schon so viele Jahre mit dem Wunsch vergangen waren, sollte es nun auf eins auch nicht mehr ankommen, um sich in der neuen Abteilung erstmal richtig einzugewöhnen.
Als dann im April 2020 ihre Mutter von dem Pflegi einer Freundin erzählte, in den sie sich unsterblich verliebt hatte, war das keine große Überraschung. Denn da es hier scheinbar genetisch bedingt ist, ist sie mindestens genauso tierlieb. Auch nach mehrmaligen wiederholen, wie süß der kleine Kerl ist, was er durchgemacht hat, viel zu dünn und von Milben geplagt, war es nicht wirklich etwas, was sie hellhörig werden ließ. Da die Mutter selber zwei Hunde hatte, wovon einer nicht mit jedem verträglich ist, kam für sie selber eine Adoption nicht in Frage. Somit blieb nichts anderes übrig, als Tochter und Schwiegersohn weiter tagelang daran zu erinnern, wie toll der kleine Kerl ist, bis die drei ihn zusammen besuchten. Ohne Hintergedanken wurde sich getroffen und naja, er war wirklich so süß wie berichtet. Und auch, wenn er ihnen Leid tat waren sie froh, dass es ihm jetzt gut geht und er sich erholen kann. Von Streicheleinheiten konnte Hugo allerdings nicht genug bekommen und vor allem die Mutter wurde um den Finger gewickelt bis zum geht nicht mehr. Das war zu diesem Zeitpunkt auch völlig okay, da es wirklich ein Besuch ohne Hintergedanken werden sollte. Die Rechnung hatten sie aber ohne Mutti gemacht und als hätte er es gespürt, hat Hugo sich genauso verliebt.
Und auch, wenn es für die anderen beiden somit nicht die „Liebe auf den ersten Blick“ war, sondern einfach nur ein süßer Hund, konnte keiner die Finger von ihm lassen und auch Zuhause wollte er nicht so recht raus aus dem Kopf, sodass dann doch noch ein paar Besuche ohne Mutti folgten. Und siehe da – nach dem zweiten Treffen war da auf einmal doch dieser „Hintergedanke“, der sich langsam aber sicher in den Kopf geschlichen hatte und Hugo hat die beiden mit seinem Charme um die Pfote gewickelt. Er war so schmusig, schreckhaft und vorsichtig, aber gleichzeitig hat man gemerkt, wie sehr er einfach nur Schutz sucht und geliebt werden will. Und da war klar – kann er haben!
So nahm alles seinen Lauf und er durfte ein letztes Mal umziehen.
Schon Jahre zuvor bekam Frauchen von ihrer Oma einen Plüschwolf, weil sie wusste, wie sehr sie sich wieder einen Begleiter wünschte. Diese wundervolle Geste blieb nicht unbemerkt, denn direkt, als Hugo das erste mal die Wohnung betrat, ging es schnurstracks auf den kleinen Wolf zu. Er wurde gründlich beschnüffelt und war fortan sein „Wolfi“, zu dem er eine besondere Bindung hat.
Ein Jahr ist die Ankunft bereits her und auch, wenn Tiere schon immer als Familienmitglieder behandelt und geliebt wurden, hat Hugolino nochmal ein ganz anderes Level erreicht. Für seine Menschen ist er das Allerwichtigste und auch umgekehrt kann er ihnen kaum genug zeigen, wie sehr er sie liebt und überschüttet seine Familie förmlich mit Zuneigung. Um das zu unterstreichen gibt er nur zu gerne Küsschen, was er allerdings bei jedem macht.
Katzen interessieren den kleinen Scherzkeks noch immer nicht großartig. Doch manchmal überkommt es ihn und er täuscht an, hinterherlaufen zu wollen, damit die Katze sich erschreckt, nur um sich dann nicht vom Fleck zu bewegen.
Wenn Hugo aber etwas gar nicht mag, dann ist es Wasser, weshalb auch das Badezimmer konsequent gemieden wird. Man muss ja nun auch nicht jeden Blödsinn mitmachen. Viel lieber wird draußen pro gelaufenen Meter einmal das Bein gehoben und man muss schon genau aufpassen, wo er gerade wieder seinen Marker setzen will. Aber da er ein schlaues Kerlchen ist, weiß er auch genau, was er darf und was nicht. Hat er mal einen miesen Tag, wir kennen das ja alle, macht er trotzdem was er will, schaut aber immerhin auffallend unauffällig, ob es keiner sieht. Was man nicht sieht, ist ja bekanntlich nicht da – oder so!
„Hugo war eine kleine, viel zu dünne, gebrochene Seele, die wir im letzten Jahr mühsam mit viel Liebe zusammengeflickt haben. Er ist unsere Familie!“ sagen seine Menschen. Besser könnte man es gar nicht ausdrücken und die Verwandlung ist nicht zu übersehen. Danke für euer großes Herz und für die Bemühungen eurer (Schwieger)Mutter, zu der er noch heute eine ganz enge Bindung hat. Ein Happy End, wie es im Buche steht.