Wie genau das Leben von Marah begann und was sie alles erlebt hat, wissen wir nicht, doch es war sicher kein Einfaches. Aber als wäre es auf der Straße nicht schon hart genug, wurde sie eingefangen und ins Public Shelter gebracht. Vom Regen in die Traufe ist hierfür wohl die beste Beschreibung. Immer mehr verlor sie hier ihre Lebensfreude und von Tag zu Tag schien es die Energie aus ihr heraus zu saugen. Eine ganze Weile musste sie hier ausharren, bis ein Platz im Little Souls Home frei wurde, um sie zu uns zu holen. Doch irgendwann war es soweit und als hätte sie gefühlt, dass sie nun in Sicherheit war, taute sie wieder täglich ein wenig mehr auf und ihr Lebensmut kehrte zurück. Das war eine große Freude und so hofften wir nun auf den nächsten Schritt.
Dieser folgte im April 2021, als sich eine liebe Pflegestelle fand, die ihr den Start in ein neues Leben ermöglichen wollte.
Hier angekommen blühte Marah dann so richtig auf. Fast schon streberhaft zeigte sie sich als absolute Traumhündin und so drückten wir ihr alle Daumen, dass ihre Glückssträhne jetzt nicht abreißt, denn es fehlte noch das ganz eigene Zuhause und als unscheinbare Hündin mit Schäferhundanteil im mittleren Alter steht man nicht sehr weit oben auf der Suchliste der meisten Menschen. Das stellte auch ihre Pflegestelle fest, als sich das Interesse an der tollen Hundedame gelinde gesagt in Grenzen hielt.
Doch dann war es soweit, es war ihr Tag! Auch, wenn sie optisch nicht oben auf den Wunschlisten stand, konnte ihre Charakterbeschreibung umso mehr überzeugen. Noch hinzu kamen ihre Augenbrauen, die ihr die ausdrucksstarke Mimik verleihen, die absolut zum niederknien ist. Also wurde sich verabredet und es ging 7 Stunden lang mit Zug und Bus von Leipzig in den nördlicheren Teil Deutschlands, wo alle gespannt auf den Besuch warteten. Und was soll man sagen? Der Funke sprang direkt über.
Somit konnte Marah das letzte Kapitel auf ihrer langen Reise aufschlagen und sich kurze Zeit später, nachdem alle Formalitäten geklärt waren, auf eine 5 Stündige Autoreise in ihr Für-immer-Zuhause begeben.
Gott sei dank fährt sie gerne Auto und auch die Großstadt ist voll ihr Ding. Genauso liebt sie Wasser, besonders wenn es in Form von dreckigen Fützen auftritt. Sauberes Wasser, zum Beispiel ein See im Sommer, ist ihr hingegen zu blöd.
Aber es gibt noch mehr coole Sachen – denn noch mehr als Polstermöbel liebt sie, verbotenerweise, es sich im Bett gemütlich zu machen. Aber noch viel mehr liebt sie Futter! Nach so vielen Jahren der Entbehrungen lässt sie es sich so richtig schmecken. Sogar so sehr, dass sie nun doch nicht um eine kleine Diät drumrum kam, da Marah auch an Frauchens Geburtstag vor ihrem Kuchen nicht Halt machte. Da war das Brechmittel bei der Tierärztin wohl die Vergeltung und das eigens für sie besorgte Schild „Achtung, Kampfhund! Unser Hund kämpft mit seinem Gewicht“ mehr als passend, denn nicht nur der Kuchen, auch ganze Laibe Brot, Burger … nichts ist vor ihr sicher.
Als Entschuldigung bringt sie dafür gerne alle Anwesenden zum lachen, wenn das „Riesenschwein“, wie sie hin und wieder genannt wird, sich mal wieder auf den Rücken schmeißt und so laut grunzt und pupst, dass man es nicht mehr schön reden kann.
Ansonsten setzt sie aber ihre absolut unkomplizierte Art fort und sogar ein Urlaub in Prag mit Tretbotfahren und allem drum und dran macht ihr große Freude. Das Paradies schlechthin ist es aber bei „Oma und Opa“. Hier gibt es Rinderfilet, Karpfen, Pansen, Lachs…und das alles natürlich immer frisch zubereitet für ihr „verkäufliches Fell“, wie sie dort liebevoll genannt wird. Naja, man will sich ja nicht unter Wert verkaufen.
Wir könnten nicht glücklicher darüber sein, dass Marah, nachdem sie sich schon fast aufgegeben hatte, endlich das Leben führen darf, was sie so sehr verdient hat. Danke für die riesen Chance und die große Liebe, die sie nun jeden Tag erfahren darf! Ein wahres Happy End.