Als wir Yugi im Januar 2021 aus dem Public Shelter retten konnten, war der kleine Fratz erst etwa 4 Monate jung. Doch bereits jetzt schien er einen alten Bruch am Hinterbein zu haben, welches ihn aber zum Glück nicht groß beeinträchtigte. Noch komplett grün hinter den Ohren, aber mit einer fetten Portion Charme, schlich er sich in die Herzen unseres Teams vor Ort. Immer mit dabei durfte er sich oft im Shelter frei bewegen, trotzdem war es nicht wirklich das, was wir uns für ihn erhofften. Leider sollte es noch etwa ein Jahr dauern, bis er im Dezember endlich ausreisen durfte, denn eine Pflegestelle mit Option wartete auf ihn.
Alles begann mit Cattle-Dog Mischlingshündin Lotta. Als erster gemeinsamer Hund war einfach alles toll und der gemeinsame Spaßfaktor war riesig. Über die Gruppe „Australian Cattle Dog in Not“ wurden sie auf Yugi aufmerksam, der optisch schon sehr in das Schema passte. „Sind wir bereit für einen zweiten Hund?“Diese Frage schwirrte lange im Kopf herum, doch noch mehr hatte sich Yugi dort breit gemacht, denn der Gedanke an ihn ließ sie nicht mehr los. Da blieb schon fast keine Wahl mehr, als Kontakt mit unserem Team aufzunehmen.
Aus unerfindlichen Gründen hatte sich auch nach 9 Monaten, die er schon bei uns war, noch niemand für ihn interessiert und nach reiflicher Überlegung stand endgültig fest – Yugi darf kommen!
Doch hin und wieder muss man erst Opfer bringen und so musste Yugi erst noch kastriert werden. Aufgrund von innenliegenden Hoden war dieses Thema bisher bei ihm durchgegangen. Aber dann, endlich, durfte er sich am 10. Dezember auf den Weg nach Deutschland machen. Zunächst als Pflegi mit Option, denn es war natürlich an oberster Stelle, dass er und Lotta zurecht kommen.
Das Wochenende des Trapos ist natürlich unheimlich aufregend und die Route wurde pausenlos verfolgt. Als er endlich am richtigen Ort ankam, ging es fix ins Auto und ab nach Hause. Mitsamt Box, wie es der sicherste Weg ist, wurde er in die Küche getragen und kaum war die Tür auf, wurden die neuen Zweibeiner freundlich begrüßt. Als er aber das weiche Körbchen sah, welches nur für ihn bereit stand, war seine Freude riesig. Die nächsten Tage war er dort kaum heraus zu bekommen und man konnte ihm ansehen, wie sehr es ihm gefehlt hatte, endlich weich liegen zu dürfen. Wie bei den Meisten musste erstmal viel Schlaf nachgeholt werden, denn im Shelter unter so vielen Hunden sind die Ruhezeiten sehr rar.
Aber warum sollte es da anders sein als bei uns Menschen? Wenn Yugi müde ist, hilft auch kein Snickers mehr. Da kommt die Diva aus ihm raus und während er anfangs sogar heftig gedroht hat, zeigt er mittlerweile nur noch durch brummen an, dass er genug hat.
Lotta war zunächst nicht so angetan von dem Neuankömmling, zumindest mochte sie es nicht zeigen, aber nach knapp einer Woche brach bereits das Eis und die beiden begannen, zu spielen. Seitdem sind sie ein Herz und eine Seele. Wo die beiden anfangen zu toben, wächst kein Gras mehr und es ist einfach eine Freude, ihnen dabei zu zu sehen. Da war natürlich klar, dass man den kleinen Kerl nicht wieder gehen lassen kann und ein paar Tage vor Weihnachten wurde er ein offizielles Familienmitglied.
Aber auch beim Eingewöhnen half Lotta ihrem „kleinen Bruder“ mit ihrer Souveränität und ihren klaren Grenzen, die sie ihm aufzeigt. Anfangs sehr unsicher und mit allem überfordert, hat er mittlerweile schon viele Hürden gemeistert und sogar die offene Treppe, die seine größte Herausforderung war, läuft er jetzt sehr vorsichtig, aber alleine hoch und runter und ist jedes mal stolz auf sich, wenn er unten ankommt.
Überhaupt hat er sich einfach nur toll entwickelt und alles macht noch mehr Spaß, seit dem sie zu viert sind. Spaziergänge, Ausflüge und vor allem auch die Hundeschule macht noch mehr Freude. Yugi hat verstanden, dass er dazu gehört und man kann sehen, wie sehr er seine Familie liebt. Vor allem aber mit Herrchen bildet er ein tolles Team.
Auch körperlich hat er sich prima entwickelt. Durch eine tierärztliche Untersuchung stellte sich der vermeintlich alte Beinbruch als ein Beckenbruch heraus, weshalb er eine schiefe Hüfte hatte und sogar an der Hinterhand so schlecht bemuskelt war, dass das große Geschäft nur im Handstand erledigt wurde. Was er erlebt hat und welche Schmerzen er wahrscheinlich hatte, können wir uns kaum vorstellen, aber umso faszinierender ist es, dass er trotz seiner Erfahrungen so ein freundlicher, lieber Kerl ist. Spezielles Training und Physiotherapie zeigen schon deutliche Verbesserungen, wodurch Yugi viel besser läuft und seit er gelernt hat, dass er auch rennen kann, ist er kaum noch zu bremsen. Während er dabei stark an „Forest Gump“ erinnert, sieht es einfach nur ulkig aus, wenn er Fahrt aufnimmt.
Neben dem Rennen hat er natürlich noch viele weitere Hobbies: Schlafen, mit Lotta toben, sich den Kopf kraulen lassen bis zum Umfallen und Schuhe oder Käse klauen… das alles ist bei ihm hoch im Kurs. Einiges davon führte auch zu seinen Spitznamen. Käsedieb, Chillnase, Power Pranke (aufgrund seiner großen Pfoten) oder Sausack, wenn er mal wieder etwas angestellt hat, ist nur eine kleine Auswahl davon.
Jeder Tag mit ihren beiden tollen Hunden wird genossen und keiner möchte den anderen mehr missen. Yugi und Lotta bilden nicht nur optisch, sondern auch charakterlich ein tolles Team und sind zu einer Einheit heran gewachsen. Wir sind unheimlich dankbar, dass ihr euch für den Yugimann entschieden habt und euch auch nicht von seinem kleinen Handicap habt abschrecken lassen. Es gibt noch so viel zu entdecken und wir sind froh, dass er das alles mit euch zusammen erleben wird.