Seit Anfang 2020 lebte Lissy bei uns im Little Souls Home, nachdem wir sie aus dem Public Shelter retten konnten.
Schon hier zeigte sie sich als sehr schüchterne Hündin und war damit eine von sehr Vielen, die sich nicht aus ihrem Schneckenhaus heraus trauen und lieber im Hintergrund bleiben.
Da war die Freude umso größer, als sich bereits nach einigen Monaten eine Familie fand, die ihr ein Zuhause geben wollte. Und so machte Lissy sich auf die lange Reise und wir alle drückten ihr die Daumen, dass sie schnell ihre Angst überwinden und mit ihren Menschen glücklich wird.
Doch nur zu oft wird unterschätzt, was es bedeutet, einen Angsthund bei sich aufzunehmen. Manchmal geht es nach einem Schritt nach Vorne wieder drei Schritte nach zurück und es braucht nicht selten auch eine hohe Frustrationstoleranz, um damit umzugehen.
Auch bei Lissy konnte ihr die neue Familie nicht das geben, was sie brauchte. Sie sollte wieder ausziehen und somit wurde eine Pflegefamilie gesucht. Nicht selten muss es in solchen Fällen schnell gehen und so kam die schüchterne Maus erst einmal bei einer hilfsbereiten Dame unter, aber nur als kurzfristige Lösung, denn auf Dauer konnte sie Lissy nicht behalten. Doch ihre Freundin erklärte sich bereit und gab ihr als Pflegestelle die Chance, das wirklich passende Zuhause zu finden. Also wurden erneut die Koffer gepackt, was bei Lissy weniger materiell ist, sondern eher anderes Gepäck, was sie mit sich trug. Jetzt hieß es erstmal, in Ruhe anzukommen. Das dauerte eine ganze Weile und auch, wenn Lissy die Nähe zu ihrem Pflegefrauchen suchte, waren es noch viele Schritte zu dem Punkt, an dem sie sich wirklich streicheln lassen wollte. Aber Hund Sky und Katze Joy halfen ihr sehr viel dabei, doch mal einen Schritt weiter zu gehen um festzustellen, dass Menschen doch gar nicht immer so schlimm sind. Alleine schon, dass sie ihre Box verlassen mochte, war den beiden anderen Vierbeinern zu verdanken. Es war einfach schön zu sehen, wie sie sich ohne Vorurteile gegenseitig unterstützt haben. Doch alles gut zubellen und zuschnurren half nichts, wenn es nach draußen gehen sollte, denn die Hürde was für Lissy enorm. Aber es kann ja nicht immer regnen und so wurde sie nach und nach mutig genug, auch diese Aufgabe zu meistern.
Alles, was jetzt noch fehlte, war ein Zuhause, in dem mit aller Geduld weiter geführt werden konnte, was bisher erarbeitet wurde. Doch wir alle wissen, wie schwierig die Vermittlung eines Angsthasen ist und es dauerte einige Monate, in denen sich einfach nichts finden ließ. Aber, da vieles auch eine gute Seite hat, war somit genug Zeit, sich in das Herz der Eltern ihres Pflegefrauchens zu schleichen und als die Mutter ihren Ruhestand antrat, hat das kleine Streifenhörnchen bei ihr und ihrem Mann ihr endgültiges Zuhause gefunden. Besser geht es wirklich nicht, gab es doch genug Zeit, sich zu beschnuppern und kennen zu lernen. Aus Lissy wurde Marla und ab jetzt konnte so richtig durchgestartet werden.
Zwar ist Marla noch immer eine ängstliche Hündin, aber gleichzeitig sehr lieb und verschmust, wenn sie mit ihren Menschen zusammen ist. Ausgiebige Kuscheleinheiten sind nämlich eines ihrer Hobbies. Lange Spaziergänge, besonders im Wald und mit ordentlich Speed durch die Gegend pesen sind bei ihr auch hoch im Kurs. Während Hundebegegnungen jedoch schwierig sind, auch wenn es nach vielen Trainingsstunden schon besser geworden ist, hat sie ein paar Hundefreunde gefunden, mit denen sie nur zu gerne spielt und um die Wette flitzt. Am Liebsten ist ihr aber immer noch Sky, dem sie so viel zu verdanken hat, wie auch Kumpel Jamie und Katzenfreundin Joy, die aber mittlerweile leider über die Regenbogenbrücke gegangen ist.
Ihre große Liebe hat „Malli“ bei einem Anti-Jagd Kurs auch schon kennen gelernt, zumindest wenn es nach ihr geht. Denn Jack, der schon etwas älter ist, hätte es lieber etwas ruhiger und ist nicht immer ganz erfreut über ihre Annäherungsversuche. Davon lässt Marla sich aber nicht ein kleinstes Bisschen irritieren, denn ihre Beharrlichkeit ist schon faszinierend und so bleibt Jack nicht viel übrig, als seinen „Fan“ zu akzeptieren.
Doch so viel Power die kleine Maus hat, ist auch bei ihr mal eine Ruhephase angebracht. Dafür quetscht sie sich gerne in das Körbchen der Katze ihrer Familie, die sich dann beleidigt einen anderen Platz suchen muss. Noch besser ist allerdings, wenn irgendwo die Sonne herein scheint, dann wird jeder noch so kleine Sonnenstrahl genutzt, der auf den Boden herabfällt, um sich drauf zu legen. Man sieht schon, sie ist definitiv mehr Sonnenanbeterin als Badenixe, denn Wasser, egal ob von oben oder von unten, ist ihr zuwider. Zwar hat der Jagdinstinkt schon dazu geführt, dass Marla einer Ente hinterher ins Wasser gesprungen ist, aber genauso schnell kam sie auch wieder zurück, da das ekelige Nass zu allem Überfluss auch noch eiskalt war.
Auch, als sich beim Urlaub an der Ostsee bei Regen untergestellt wurde, hat Marla sich lieber eine Kuhle gebuddelt und darin verkrochen, als dem Regen auch nur einem Zentimeter näher zu kommen. Doch wahrscheinlich hat sie in Rumänien oft genug im Regen gestanden, ohne die Möglichkeit, Schutz zu suchen. Da ist es nur zu verständlich, wenn sie damit nichts mehr zu tun haben möchte.
Manchmal geht es über Umwege, bis ein Vierbeiner seine richtigen Menschen gefunden hat, so wie bei Malli. Doch umso schöner ist es, dann zu sehen, wie sie ankommen und ihre vielen kleinen Schritte nach vorne machen. Ein riesen großes Dankeschön, dass ihr der schüchternen Maus eine Chance gegeben habt und ein genauso großer Dank geht an die tollen Pflegestellen, die in solchen Situationen einspringen. Wir wünschen euch viele, tolle Jahre zusammen und sind gespannt, was die kleine Maus noch alles erleben darf.