Happy End für Jax
Lucky hatte das Glück, nicht lange im Shelter verbringen zu müssen. Als er sich im Dezember 2019 auf den Weg nach Deutschland machen durfte, war er erst ein halbes Jahr jung und hatte das ganze Leben noch vor sich. Deshalb waren wir umso glücklicher, dass sich eine liebe Pflegefamilie fand, die ihn aufnehmen mochte.
Hier angekommen war alles ganz ungewohnt und man merkte ihm die Unsicherheit an. Diese Unsicherheit gepaart mit seiner Pubertät sorgten dafür, dass es definitiv nicht langweilig wurde. Es war nicht zu übersehen, dass Lucky in dieser Zeit besonders dringend Anleitung und Sicherheit von erfahrenen Leuten brauchte, um sich entspannen zu können. Sowohl Männer, fremde Menschen, Dunkelheit und andere Hunde beim Gassi gehen stressten ihn sehr. Er musste erst Vertrauen aufbauen, denn viel hatte er in seinem kurzen Leben noch nicht kennen gelernt. Hatte er sich aber erstmal davon überzeugt, dass es nichts zu befürchten gibt, zeigte er sich als der freundliche und lustige Kerl, der er eigentlich ist.
Nun fehlte nur noch ein eigenes Zuhause, um sein Glück perfekt zu machen.
Doch trotz seines Namens sollte Lucky erstmal wenig davon haben. Nach 4 Monaten durfte er zwar in sein eigenes Zuhause ziehen, doch harmonierte es dort nicht und er kam zurück zu seiner Pflegestelle, sowie auch bei der zweiten Vermittlung. Wollte wirklich niemand diesem hübschen Rüden eine Chance geben, der einfach nur Sicherheit sucht und ein Zuhause, in dem er sich im nichts mehr sorgen muss?!
Die Anwort lautet – doch!
Im Internet wurden sie auf die Anzeige von Lucky aufmerksam – wie könnte man ihn auch übersehen?! Daraus ging bereits hervor, dass das Pubertier die ein oder anderen Problemchen hat, doch davon ließen sie sich nicht abschrecken. Also wurde ein Termin mit seiner Pflegemutti vereinbart, um sich beschnuppern zu können. Dort angekommen, war die Überraschung groß. Sofort erkannten sie Lucky zwischen den anderen Hunden und er war zwar stürmisch, ließ sich aber gleich überall anfassen und freute sich über den Besuch. Im Gespräch zwischen den Zweibeinern wurden viele Fragen geklärt und auch immer wieder ungeschönt darauf hingewiesen, dass er seine Schwierigkeiten bei gewissen Dingen hat und ein Leben mit ihm Arbeit bedeuten wird. Das musste erstmal in Ruhe überlegt werden.
Zuhause angekommen wurde sich darüber beraten, ob man sich der Herausforderung stellen möchte und zu Luckys Glück war auch hier die Antwort – ja, wir schaffen das!
Um ihm den Umzug so einfach wie möglich zu machen, kam er zusammen mit seinem Pflegefrauchen etwa 2 Monate lang einmal die Woche zu seinen neuen Zweibeinern nach Hause. Hier konnte er sich schonmal die Umgebung anschauen, die Katzen kennen lernen und es wurden gemeinsame Spaziergänge unternommen, wo er zeigte, was er bei Hundebegegnungen so drauf hat. Auch eine passende Hundetrainerin wurde gesucht und gefunden, damit sich alle bekannt machen und sie von seiner Pflegestelle Infos bekommen konnten, damit später direkt mit Einzelstunden gestartet werden konnte.
Und dann, endlich, war der große Tag gekommen. Er wurde von seiner neuen Familie abgeholt und aus Lucky wurde Jax. Da er sein neues Zuhause ja schon kannte, lebte er sich schnell ein, war hier relativ gelassen und doch ist der Name passend wie eh und je. Wie sein Namenspatron von „Sons of Anarchy“ ist er nicht immer der einfachste Charakter und stellt sein Umfeld oft vor Herausforderungen. Trotzdem gibt er sich immer die größte Mühe, auch mal über seinen Schatten zu springen und ist am Ende des Tages einfach nur ein loyaler Kerl mit einem weichen Kern.
Sein Problem mit den Hundebegegnungen blieb aber und auch, wenn man sich sicher war, das gut in den Griff zu bekommen, ist es noch heute nicht auskuriert. Nachdem die erste Trainierin in den Mutterschutz ging, wurde mit anderen weiter trainiert, aber dennoch ist hier viel Arbeit nötig. Dazu kam recht zeitig die Nachricht, dass Nachwuchs ansteht und Jax somit großer Bruder. Ob er den Zwerg akzeptieren wird? Nach vielen Überlegungen waren sie sich sicher, auch diese Herausforderung wuppen zu können. Also wurde fleißig weiter trainiert und auch das Team des Little Souls Home in Deutschland tat alles mögliche, um zu unterstützen, wofür die Dankbarkeit noch heute sehr groß ist.
Doch auch, wenn Fortschritte zu sehen waren, sind Einzelstunden nicht günstig und der Aufwand und die Kosten, um Jax in die richtige Spur zu lenken, deutlich größer als gedacht. Und dank der derzeitigen Situation war es auch nicht einfach, an Gruppenstunden zu kommen, wenn passend die Hundeschulen immer wieder schließen mussten. Trotzdem war Aufgeben keine Option!
Endlich wurde eine passende Hundeschule gefunden und auch hier zeigt Jax in allen Belangen, was er kann und findet die vielen anderen Hunde gelinde gesagt „irgendwie doof“, aber es nützt ja nichts.
So sehr er damit auch seine Probleme hat, umso toller zeigt er sich als großer Bruder. Am liebsten würde er die Kleine den ganzen Tag abschlabbern und liebt sie abgöttisch. Und auch das alleine bleiben, was eine weitere Hürde für ihn war, meistert er mittlerweile super, sowie Urlaub bei „Oma und Opa“, wo er anfangs immer wieder Angst hatte, nicht wieder abgeholt zu werden. Zu groß waren die Verlustängste – aber wer kann ihm das bei seiner Laufbahn verdenken?
Auch, wenn es alles nicht einfach ist, ist zum Glück viel Unterstützung dabei, denn bei seinen Macken ist an einen Spaziergang alleine mit Kind und Hund gleichzeitig noch nicht zu denken, aber auch das wird weiter fleißig weiter geübt.
Jax hat endlich ein Zuhause gefunden, in dem er geliebt wird und wo mit ihm gearbeitet wird. Auch, wenn es immer wieder viel Energie kostet, wird er nicht aufgegeben und da bis auf die Hundebegegnungen alles hervorragend klappt, sind alle zuversichtlich, das mit der Zeit in den Griff zu bekommen. Danke für eure Mühe und euer Durchhaltevermögen. Und auch großen Dank an die Pflegestelle, die sich so viel Zeit genommen hat, ihm den Umzug so leicht wie möglich zu machen.