Happy End für Michel
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Schon im Shelter zeigte Fay einfach einen wunderbaren Charakter und war allseits beliebt. Zu viel Schlimmes schien Fay’s Leben bisher nicht bestimmt zu haben und noch bevor die Jahre vergingen, flatterte eine tolle Anfrage herein.
Die zukünftige Familie war auf der Suche nach einer Hündin und war schon nach dem Betrachtern der Bilder sofort verliebt. Keiner wollte mehr lange warten und so wurde schnell der Kontakt aufgenommen – diese wunderschöne Hundedame soll ihr Leben bereichern. Nungut, es stellte sich recht schnell heraus, dass Fay eigentlich ein Rüde ist, doch das er sich als Hündin getarnt hat, war letztendlich sein Glück, denn niemand wollte ihn nun mehr davon abhalten, sich auf die Reise zu machen und sein Glück zu finden. Schicksal!?
So kam am 27.05.2018 ein müffelndes, verängstigtes Seelchen, wie seine Menschen es heute sagen, nach Deutschland zu ihnen auf Pflegestelle mit Option. Michel sollte er nun heißen und befand sich also in der Probezeit, denn auch mit der Katze des Hauses muss es klappen.
Für Michel war dieses schwarze Fellknäuel gar kein Problem und so klärten die beiden die Situation unter sich – zu seinen Gunsten! Puuh, das war eine aufregende Zeit. Aber die wirklich spannende Zeit fing gerade erst so richtig an. Denn vieles kannte er in seinem Leben noch nicht und alles war neu und gruselig. Eine ganze Woche brauchte er, um die Wohnung zu erkunden. Um sich auf die Treppe zu wagen noch einiges länger, da war ihm sogar ein Fahrstuhl lieber als das. Auch bei Spaziergängen zuckte er bei jeder Kleinigkeit zusammen und schon ein entgegenkommender Spaziergänger war zu viel des Guten. Doch das kleine Entenküken, welches er für sein Frauchen ist, hat ihr bereits mit dem Ausstieg aus dem Trapo einen so großen Vertrauensvorschuss gegeben, dass er wusste: Egal was ist, ich kann mich auf sie verlassen. Und es macht doch vieles einfacher, wenn gleich so viel Vertrauen da ist und er zeigt, dass er gerne an die Pfote genommen werden möchte.
Michel gab sich viel Mühe und ließ sich schnell auf Menschen ein, die es gut mit ihm meinen. Bei Kindern wusste er zwar anfangs nicht, wie er sie einschätzen soll, aber auch das ist heute kein Problem mehr. Der hübsche Rüde liebt Jeden, egal ob jung oder alt. Und es ist auch egal, ob andere Hundebesitzer, Restaurantbesitzer, Nachbarn, Nachbarskinder – Michel steckt jeden mit seiner guten Laune an und wickelt einfach jeden um seine Pfote, der auch ihm wohlgesonnen ist. Seine Zweibeiner hätten kaum mehr Glück haben können und Michel ist ein pflegeleichter und dankbarer Rüde, der ihnen immer wieder aufs Neue mit seiner fröhlichen Art das Herz öffnet. Er genießt jeden Tag in vollen Zügen und man sieht ihm die Freude an. Er lacht regelrecht, schmeißt sich in der Sonne ins Gras und wurde dann auch schonmal schnell so sehr von Glückshormonen übermannt, dass er es für unnötig hielt, sich wieder anleinen zu lassen – ein tolles Spiel, fand er. Nagut, dann mussten doch noch ein paar Stunden mit einer Hundetrainerin her, aber fix wie nix konnte er davon überzeugt werden, dass Frauchen doch über den Zeitpunkt des Anleinens bestimmen darf. Okay, man konnte es ja mal probieren, dachte er sich.
Apropro übermannt – da war doch was! Denn noch heute wird er oft für eine Hündin gehalten und sein Frauchen meint, dass er mit seiner zarten Seele im Herzen auch ein kleines Mädchen ist. Und ebenso das damals zweite wichtige Thema, mit seiner katzigen Mitbewohnerin, hat sich mehr als nur positiv entwickelt. Es wird nicht nur hin und wieder das Körbchen geteilt, die kleine Miesipiesi begleitet ihren großen Bruder auch gerne bei kleinen Spaziergängen um den Block.
Auch, wenn noch heute Situationen wie sehr dicht vorbeifahrende Autos und laute Rollkoffer gruselig für ihn sind, meistert er den Alltag einfach hervorragend. Auch mit anderen Hunden hat er kein Problem und wie bei vielen Rumänen zeigt er ein gutes Sozialverhalten. Große Hunde sind nicht so sein Ding, die versucht er einfach zu umgehen und geht Ärger generell gerne aus dem Weg, wie es sich für einen klugen Hund gehört.
Nach einem langen Tag liebt er es, im Bett zu kuscheln, aber wenn Schlafenszeit ist, bettet er sich im Garten bei offener Tür in dem Wissen, es sich jederzeit anders überlegen zu können. Aber die Nacht unterm Sternenhimmel zu verbringen ist ihm einfach noch am Liebsten – er ist halt ein kleiner Romantiker!
Was uns aber am Meisten mit Stolz erfüllt: Michel leistet heute seinen ganz eigenen Beitrag zum Tierschutz und ist ständiger Begleiter, wenn sein Frauchen eine Vorkontrolle bei adoptionswilligen Interessenten oder neuen Pflegestellen durchführt und prüft zuverlässig deren Hundetauglichkeit. Schließlich sollen auch die anderen Vierbeiner, die noch nicht so viel Glück hatten wie er, in ein tolles Leben starten dürfen.
Danke, Michel