Als Dori 2018 zu uns ins Little Souls Home kam, hatte sie ihre Jugend bereits hinter sich. Mit ihren etwa 7 Jahren fiel es ihr nicht leicht, sich hier einzuleben und sich an den dauernden Stress im Shelter zu gewöhnen. Auch dem Menschen gegenüber war sie lange sehr vorsichtig, doch irgendwann kam der Tag, an dem sie ihren Mut fand und auf die Zweibeiner zuging. Dennoch wurde sie einfach immer übersehen. Etwas mehr als drei lange Jahre sollte es dauern, bis es endlich soweit war und sich eine Pflegestelle fand. War das toll! Im Januar 2022 war alles bereit und Dori machte sich auf den Weg.
Hier angekommen, ging es deutlich schneller als in Rumänien und sie taute innerhalb kurzer Zeit auf. Vieles war neu, aber man sah ihr förmlich an, wie sehr sie sich freute, dass der große Stress vorbei war. Ein gemütliches Körbchen und viele Streicheleinheiten… da könnte man sich dran gewöhnen, aber noch lieber in einem eigenen Zuhause! Und tatsächlich war es wieder dieses Phänomen: So lange sie auch auf ihre Chance in Rumänien warten musste, ging es hier auf einmal ganz schnell.
Nachdem Hündin Lily ihre Freundin, die mit hohem Alter leider über die Regenbogenbrücke gehen musste, sehr zu vermissen schien, hielt ihr Frauchen die Augen nach einer neuen Gefährtin auf. Denn sogar spazieren gehen mochte Lily nicht mehr, wenn nicht wenigstens die Nachbarshündin mit von der Partie war.Da entdeckte sie die Anzeige von Dori. Ihr liebes Gesicht und ihre intelligenten Augen hatten das Interesse geweckt und auch die Beschreibung inklusive ihrer Katzenverträglichkeit schien zu passen. Es wurde kurzerhand Kontakt aufgenommen und ein Termin zum Kennenlernen vereinbart. Da war die Aufregung groß! Nach so einigen Tierheim- und ehemaligen Straßenhunden aus den verschiedensten Ländern war beim Kennenlernen aber großes Verständnis da, dass Dori sich sehr zurückhaltend zeigte und sich lieber an ihrem Pflegefrauchen orientierte, zu der sie schon eine tolle Bindung aufgebaut hatte.Bei einem gemeinsamen Spaziergang mit ihrer Familie in Spe, Pflegefrauchen und den anderen Hunden konnte sich weiter beschnuppert werden. Auch bei einem Besuch im künftigem Zuhause traute sich Dori nicht weit, doch die Zuversicht siegte, dass alle ein tolles Team werden können. Und so durfte Dori bereits nach einem Monat in Deutschland in ihr Für-immer-zuhause ziehen.
Ihre ersten Tage verbrachte Dori, bis auf kurze Wege nach draußen, im Körbchen, doch es dauerte nicht lange, bis sie aufs Sofa wechselte, was bis heute ihr liebster Platz ist. Nur zu gerne baut sie sich dort Burgen aus Kissen und mummelt sich komplett ein. Eine tägliche Routine, wie füttern, in den Garten und spazieren gehen, immer zur selben Zeit und immer zusammen mit Hündin Lily, halfen Dori sehr bei der Eingewöhnung. Auch das Sicherheitsgeschirr wurde mit viel Geduld und vielen Leckerchen irgendwann als nicht mehr ganz so gruselig empfunden und es ging stets einen Schritt voran. Der Wald neben dem Haus machte ihr noch große Angst, doch nach einiger Zeit waren auch dort schöne Spaziergänge möglich, während sich die beiden Hündinnen nach Möglichkeit noch immer ignorierten. Bis zu dem Tag, an dem Dori Lily die Schnauze ableckte. Das hatte auch die frühere Hündin so getan und ab dem Moment war das Eis gebrochen. Die Beiden sind jetzt beste Freundinnen und achten und warten aufeinander, um sich nicht aus den Augen zu verlieren.
Nun ging es noch schneller vorwärts. Jeden Tag aufs Neue taut Dori weiter auf und zeigt immer wieder neue Verhaltensweisen. Mehr und mehr scheint sie nun sie selbst zu werden. Sie springt, bellt fröhlich, kriegt ihre 5 Minuten im Garten und fängt hin und wieder an zu betteln. Sogar Gäste werden schon nach kurzer Zeit mit Streicheleinheiten beauftragt und jeder, der schon einen (ehemals) ängstlichen Hund zuhause hatte, weiß, was das für ein riesiger Fortschritt ist. Und obwohl sie eigentlich schon eine Seniorin ist, scheint „Dodo“ ihre ganze verpasste Jugend nachzuholen.
Doch es wäre ja völlig übertrieben, wenn alles immer glatt laufen würde. Denn ganz am Anfang ist sie durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen ausgebüxt, während Frauchen auf der Arbeit war. Es war dunkel (nicht einfach ein bisschen dunkel, sondern wie es auf dem Land so ist – zappenduster!), regnete und die Sorge war groß, dass Dori nach der kurzen Zeit nicht nach Hause findet. Dort angekommen, unternahm Susanne einen Versuch, nach ihr zu rufen und zu pfeifen, auch wenn sie sich keine Hoffnung machte, dass es klappen würde. Aber siehe da, Dori schien sich auf dem Grundstück versteckt zu haben und kam direkt, dankbar und fix und fertig, angelaufen. Wer von allen Beteiligten am Glücklichsten war, konnte man nicht festlegen. Die Steine, die allen vom Herzen fielen, konnte man wahrscheinlich um den ganzen Erdball hören und man sieht, Dori wusste schon da genau, dass es IHR Zuhause ist. Komplett nass und voll mit Erde lief sie ohne Umwege ins Wohnzimmer und sprang auf ihr geliebtes Sofa. Das Abenteuer musste erstmal verarbeitet werden, zum Glück ist es gut ausgegangen und die hübsche Maus unversehrt geblieben.
Nach so vielen Jahren im Shelter hat Dori hier eine steile Karriere hingelegt. Ein schönes Leben auf einem Resthof mit ihren Menschen, ihrer Freundin Lily, Pferden, Katzen und den Pfauen der Nachbarn, wie könnte es schöner sein? Wir sind froh, dass auch ältere Hunde immer wieder eine Chance bekommen, auch wenn „Dorito“, wie sie von Herrchen genannt wird, scheinbar vergessen hat, wie alt sie ist. Es gibt so viel nachzuholen und zu erleben, dass wir ganz gespannt sind, was noch so passiert. Danke für euer großes Herz! Und auch danke an die liebe Pflegestelle, die sich immer wieder die „Vergessenen“ aussucht, um ihnen so tolle Happy Ends zu bescheren.